8.1 Die Bekehrung des Umar ibn al-Khattab (ca. 616 n.Chr.)

Als Amr ibn al-'As und Abd Allah ibn Abi Rabi'a unverrichteter Dinge aus Abessinien zurückgekehrt waren und auch Hamza und Umar ibn al-Khattab sich zum Islam bekehrt hatten – letzterer war ein kräftiger Mann, gegen den niemand im Kampf anzutreten wagte – fühlten sich die Gefährten Muhammads stark genug, um es mit den Quraisch aufzunehmen.

Abd Allah ibn Mas’ud berichtete: “Bis zur Bekehrung Umars konnten wir nicht bei der Ka'ba beten. Als Umar1 zum Islam übertrat, bekämpfte er die Quraisch, bis er bei der Ka'ba beten konnte und wir mit ihm.” Umars Bekehrung fand nach der Auswanderung der Gefährten Muhammads statt.

 

Abd al-Rahman ibn al-Harith erzählt (der es von seiner Mutter, der Tochter Abi Hathma, gehört hat): “Bei Allah, wir wollten nach Abessinien auswandern. Amir war ausgegangen, um etwas zu besorgen, als Umar ibn al-Khattab, der damals noch Götzendiener war und uns oft beleidigt und gekränkt hatte, herbeikam, vor mir stehen blieb und sagte: ,Ihr wollt abreisen, Mutter Abd Allahs!‘ Ich antwortete: ,Ja, wir wollen in das Land Allahs ziehen, bis uns Allah hilft. Denn ihr habt uns Gewalt angetan und Kränkungen zugefügt.’ Er sagte: ‚Allah sei mit euch!’ und ging weiter. Ich bemerkte eine Rührung in seinen Mienen, wie ich sie nie zuvor an ihm gesehen hatte. Er schien betrübt über unsere Auswanderung. Als Amir mit dem, was er besorgt hatte, zurückkam, sprach ich ihn an: ,Hättest du doch eben Umar gesehen, wie er so gerührt und so traurig um unsretwillen aussah.’ Da erwiderte er: ‚Hoffst du etwa, er werde sich bekehren?‘ Ich antwortete: ,Ja.‘ Er entgegnete: ,Der, den du eben gesehen, wird sich nicht früher bekehren als die Esel al-Khattabs.‘ Er zweifelte nämlich an seiner Bekehrung, weil er ihn stets derb und verstockt gegen den Glauben gefunden hatte.”

Umars Bekehrung fand wie folgt statt: Seine Schwester Fatima, Gattin des Sa'id ibn Zaid ibn Amr ibn Nufail, war mit ihrem Mann zum Islam übergetreten, aber heimlich aus Furcht vor Umar. Auch Nua'im ibn Abd Allah al-Nahham, von den Banu 'Adi ibn Ka’b, hatte sich zum Islam bekehrt, aber aus Furcht vor seinem Geschlecht, zu dem auch Umar gehörte, seinen Glauben geheimgehalten. Khabbab ibn al-Arat kam zu Umars Schwester, um sie den Qur’an zu lehren. Eines Tages ging Umar mit umgürtetem Schwert aus, um sich zu Muhammad zu begeben, der etwa vierzig Personen beiderlei Geschlechts in einem Hause bei Safa um sich versammelt hatte. Unter ihnen waren auch sein Onkel Hamza, Abu Bakr, Ali und andere, die bei ihm in Mekka geblieben und nicht ausgewandert waren.

Nua'im ibn Abd Allah begegnete Umar und fragte ihn, wohin er wolle. Er antwortete: “Ich will den abtrünnigen Muhammad töten, der die Quraisch gespalten, sie für Toren erklärt, ihren Glauben geschmäht und ihre Götter gelästert hat.” Da sagte Nua'im: “Bei Allah, Umar, du stürzest dich ins Verderben. Glaubst du, die Söhne Abd Manafs werden dich auf der Erde umherwandeln lassen, wenn du Muhammad erschlagen hast? Weshalb gehst du nicht lieber zu deiner eigenen Familie zurück und ordnest ihre Angelegenheiten?” Umar entgegnete: “Wen meinst du mit, meiner Familie?” Nua'im antwortete: “Deinen Schwager und Vetter Sa'id ibn Amr und deine Schwester Fatima. Sie sind, bei Allah, zum Islam übergetreten und folgen Muhammad. Beschäftige dich zunächst mit ihnen!” Umar kehrte hierauf um und begab sich in die Wohnung seines Schwagers, in der Khabbab ibn al-Arat sich mit einem Heft befand, auf dem die 20. Sure Ta-ha2 geschrieben war, die er sie lehrte. Als sie Umars Stimme hörten, zog sich Khabbab zurück und Fatima verbarg das Heft in ihrem Gewand. Umar aber hatte, als er sich dem Hause näherte, gehört, wie Khabbab ihnen vorgelesen hatte. Sobald er eintrat, sagte er: “Was habe ich für ein Gemurmel gehört?” Sie sagten: “Du hast nichts gehört.”

 

Er entgegnete: “Sicherlich! Auch habe ich, bei Allah, gehört, ihr folgt dem Glauben Muhammads.” Er schlug hierauf seinen Schwager ins Gesicht, und als seine Schwester dazwischentrat, um ihn abzuhalten, schlug er auch sie und verwundete sie. Hierauf gestanden beide: “Nun ja, wir sind Moslems geworden. Wir glauben an Allah und seinen Gesandten. Tu nun, was dir gut dünkt!”

Als Umar seine Schwester bluten sah, bereute er, was er getan hatte und erschrak darüber. Er sagte zu ihr: “Gib mir das Heft, aus welchem ich euch habe lesen hören. Ich will sehen, was euch Muhammad gebracht hat.” – Umar war nämlich des Schreibens kundig. Fatima erwiderte: “Wir fürchten, du möchtest es beschädigen.” Er versicherte aber: “Fürchte nichts!” und schwor bei seinen Göttern, daß er es ihr wieder zurückgeben wolle, sobald er es gelesen habe.

Aufgrund dieser Worte hoffte sie auf seine Bekehrung. Sie sagte daher zu ihm: “Du bist als Götzendiener unrein. Diese Schrift darf nur ein Reiner berühren.” Da stand Umar auf und wusch sich. Nun gab sie ihm das Heft, in dem die Sure Ta-ha stand. Als er den Anfang gelesen hatte, rief er aus: “Wie schön und erhaben sind diese Worte!” Als Khabbab dies hörte, betrat er ebenfalls den Raum und sagte: “Bei Allah, Umar, ich hoffe, daß Allah dich durch das Gebet seines Propheten auserkoren hat. Ich habe nämlich gestern gehört, wie er gebetet hat: ,Allah, stärke den Islam durch Abu al-Hakam ibn Hischam oder durch Umar ibn al-Khattab.’ Nun, Umar, wende dich zu Allah!” Umar erwiderte: “So führe mich zu Muhammad, daß ich mich vor ihm bekehre.” Khabbab sagte: “Er ist mit einigen Gefährten in einem Hause bei Safa.”

Umar befestigte sein Schwert an der Seite, ging zu jenem Haus und klopfte an die Tür. Einer der Gefährten Muhammads schaute durch die Spalten der Tür. Als er Umar mit seinem Schwert an der Seite sah, lief er erschrocken zu Muhammad und meldete es ihm. Da sagte Hamza ibn Abd al-Muttalib: “Laß ihn eintreten. Hat er Gutes im Sinn, so vergelten wir es ihm. Kommt er mit bösen Absichten, köpfen wir ihn mit seinem eigenen Schwert.” Muhammad ließ ihn eintreten, stand auf und ging ihm in das Vorzimmer entgegen, faßte ihn am Gürtel oder am Kragen, zog ihn zu sich heran und fragte: “Was bringt dich hierher, Sohn Khattabs? Bei Allah, ich glaube, du wirst nicht ruhen, bis Allah ein Ungemach über dich herabschickt.” Umar sagte: “Gesandter Allahs, ich bin gekommen, um zu bekennen, daß ich an Allah glaube und an seinen Gesandten und an das, was er von Allah geoffenbart hat.” Muhammad rief: “Allah ist größer!” Alle im Hause Versammelten erkannten daraus, daß Umar Moslem geworden war.

Die Gefährten Muhammads gingen dann auseinander und fühlten sich gestärkt durch die Bekehrung Umars und Hamzas. Sie wußten, daß diese beiden Muhammad schützen und ihnen gegen ihre Feinde Recht verschaffen würden.

8.2 Die Beständigkeit Umars im islamischen Glauben

Nafi', ein Freigelassener des Abd Allah ibn Umar, hat mir von Ibn Umar erzählt: “Nachdem Umar zum Islam übergetreten war, frag-te er: ‚Welcher Quraischite kennt die Überlieferung am besten?’ Als man ihm Djamil ibn Ma’mar al-Djumahi nannte, ging er des Morgens zu ihm, und ich,” so erzählt Ibn Umar, folgte ihm, um zu sehen, was er tun werde. Ich war ein Knabe, der wohl begriff, was er sah. Als er zu Djamil kam, sagte er: ,Weißt du, daß ich Moslem geworden bin und nun dem Glauben Muhammads an-hänge?’ Djamil antwortete nichts, sondern schnürte seinen Obermantel zu und ging zum Heiligtum, wo die Quraischiten ver-sammelt waren. Auch ich folgte ihm mit meinem Vater. Hier rief er mit lauter Stimme: ‚Der Sohn al-Khattabs ist abtrünnig gewor-den!’ Umar rief aber hinter ihm her: ‚Er lügt, ich bin Moslem ge-worden und bekenne, daß es keinen Gott gibt außer Allah und daß Muhammad sein Sklave und sein Gesandter ist.’

Die Quraisch fielen über ihn her und schlugen sich gegenseitig, bis die Sonne senkrecht über ihren Häuptern stand. Dann ließ sich Umar erschöpft nieder. Die Quraisch stellten sich um ihn herum, und er sagte: ‚Tut, was euch gutdünkt, aber, bei Allah, wären wir dreihundert Mann stark, so würden wir so lange kämpfen, bis ihr uns oder wir euch den Platz räumen müßtet.’ Während sie so stritten, kam ein alter Quraischite in einem Oberkleid von jemenitischem Stoff und einem farbigen Unterkleid, und als er vor ihnen stand, fragte er, was es gäbe. Man antwortete ihm, Umar sei abtrünnig geworden. Da sagte er: ‚Nun, laßt ihn! Er hat für sich einen Glauben gewählt, was wollt ihr? Denkt ihr viel-leicht, die Banu 'Adi ibn Ka’b werden euch ihren Feind preisgeben? Und, bei Allah, sie waren wie ein Kleid, das ihm ausgezogen wurde.’”

Abd al-Rahman ibn al-Harith hat mir von einer Gattin oder von einem anderen aus der Familie Umars berichtet, Umar habe gesagt: “In der Nacht meiner Bekehrung dachte ich nach, wer wohl der erbittertste Gegner Muhammads sein könnte und beschloß, zu ihm zu gehen, um ihm zu sagen, daß ich Moslem geworden sei. Ich fand, daß es Abu Djahl war und ging daher am folgenden Morgen zu seinem Haus und klopfte an die Tür.

Abu Djahl kam heraus und rief: ,Willkommen, mein Neffe! Was führt dich her?’ Ich antwortete: ‚Ich bin gekommen, um dir zu sagen, daß ich an Allah glaube und an Muhammad, seinen Gesandten, und daß ich seine Offenbarung für wahr halte.’ Da schlug er mir die Tür vor der Nase zu und sagte: ‚Allah beschäme dich und deine Nachricht!’

 

8.3 In der Schlucht Abu Talibs

Als die Quraisch sahen, daß die Gefährten Muhammads Ruhe, Sicherheit und Schutz bei dem Nadjaschi gefunden hatten, daß Umar zum Islam übergetreten war und Hamza es ebenfalls mit Muhammad hielt, ja daß der Islam sich allmählich unter vielen Stämmen ausbreitete, traten sie zusammen und beschlossen, ein Schriftstück aufzusetzen, in welchem sie sich verpflichteten, mit den Banu Haschim und Muttalib keine Ehe einzugehen und keinerlei Handel mit ihnen zu treiben. Diese Abmachung wurde zur Bekräftigung ihres Bündnisses im Innern der Ka'ba angebracht.

Daraufhin zogen sich die Banu Haschim und Muttalib in die Schlucht Abu Talibs zurück. Nur Abu Lahab ibn Abd al-'Uzza ibn Abd al-Muttalib trennte sich von den Söhnen Haschims und hielt es mit den Quraischiten. Husain ibn Abd Allah erzählt: “Als Abu Lahab sein Geschlecht verließ und Genosse der Quraischiten wurde, begegnete er Hind, der Tochter des 'Utba ibn Rabi'a, und sagte zu ihr: ‚Nun, Tochter 'Utbas, bin ich nicht der Lat und Uzza beigestanden und habe ich mich nicht von denen losgesagt, die ihnen entgegen sind?’ Sie antwortete: ‚Freilich, Vater 'Utbas, Allah wird es dir lohnen.’ Ferner habe Abu Lahab unter anderem gesagt: ,Muhammad verheißt Dinge nach dem Tode, an deren Bestehen, wie mir scheint, er selbst nicht glaubt. Was wird er mir in die Hand geben?’ Er blies dann in seine Hände und sprach: ‚Verderben über euch! Ich sehe nichts von dem, was Muhammad sagt.’ Da offenbarte Allah: ‚Mögen beide Hände Abu Lahabs verdorren!’” (Sure al-Masad 111, 1).

Zwei oder drei Jahre lebten die Moslems in dieser Schlucht in großer Not, denn ihre Freunde unter den Quraisch konnten ihnen nur heimlich etwas zutragen. Einst begegnete Abu Djahl dem Hakim ibn Hizam ibn Khuwailid und seinem Diener, der Getreide trug. Hakim wollte es seiner Tante Khadija, Tochter des Khuwai-lid, welche mit Muhammad, ihrem Gatten, in der Schlucht lebte, bringen. Abu Djahl hielt ihn fest und schrie: “Willst du den Söhnen Haschims Nahrung bringen? Bei Allah, du und deine Lebensmittel, ihr geht keinen Schritt weiter, sondern folgt mir bis nach Mekka, wo ich euch zuschanden machen werde.”

Da trat Abu al-Bakhtari ibn Haschim hinzu und fragte: “Was habt ihr?” Abu Djahl erwiderte: “Er will den Banu Haschim Lebensmittel bringen.” Da sagte Abu al-Bakhtari: “Es sind Lebensmittel, die seine Tante bei ihm untergestellt hatte und die sie jetzt zurückverlangt. Willst du ihn hindern, ihr ihre eigenen Lebensmittel zu bringen? Laß den Mann in Ruhe!” Abu Djahl weigerte sich jedoch, so daß sie aneinandergerieten. Abu al-Bakhtari hob den Kinnbacken eines Kamels auf und verletzte Abu Djahl damit. Außerdem versetzte er ihm heftige Fußtritte. Hamza, der in der Nähe stand, sah alles mit an. Das war den Streitenden unangenehm. Muhammad und seine Gefährten könnten dies erfahren und Schadenfreude darüber empfinden.

 

8.4 Der Onkel Muhammads, Abu Lahab, und seine Frau Umm Djamil

Während Allah Muhammad gegen die Quraisch schützte und die Banu Haschim und Banu Muttalib sowie sein Onkel diese hinderten, ihm Gewalt anzutun, verleumdeten und verspotteten ihn die Quraisch und feindeten ihn an. Da erschienen im Qur’an Offen-barungen gegen die Quraisch und gegen die, welche sich im Widerstand gegen Muhammad besonders hervortaten. Ein Teil wird mit Namen genannt und der andere Teil in die Gesamtheit der Ungläubigen eingeschlossen. Zu den ersteren gehört Abu Lahab, der Onkel Muhammads, und seine Gattin Umm Djamil, Tochter des Harb, die Holzträgerin. Man nannte sie deshalb so, weil sie dorniges Holz auf den Weg Muhammads legte. Darum heißt es im Qur’an: “1 Mögen die Hände Abu Lahabs verdorren und er selbst verderben. 2 Nichts nützt ihm das Vermögen, das er sich erworben. 3 Er wird in einem hellflammenden Feuer verbrannt 4 und seiner Frau, der Holzträgerin, 5 wird ein Strick von Hanf um den Hals gebunden werden” 3(Sure al-Masad 111,1-5).

Als Umm Djamil die auf sie und ihren Gatten sich beziehende Offenbarung vernahm, soll sie mit einem großen Stein in der Hand auf Muhammad zugegangen sein, der mit Abu Bakr bei der Ka'ba saß. Als sie dann vor ihnen stand, nahm ihr Allah das Augenlicht, so daß sie Muhammad nicht sehen konnte. Sie fragte Abu Bakr: “Wo ist dein Freund? Ich habe gehört, er tadelt mich. Bei Allah, wenn ich ihn treffe, schlage ich ihm diesen Stein auf den Mund!”

Als sie sich entfernt hatte, sagte Abu Bakr zu Muhammad: “Glaubst du, sie hat dich gesehen?” Muhammad erwiderte: “Sie hat mich nicht gesehen. Allah hat mich für sie unsichtbar gemacht.”

8.5 Das Verbot die Götter zu lästern

Abu Djahl begegnete einst, wie mir erzählt wurde, dem Gesandten Allahs und sagte zu ihm: “Höre endlich auf, unsere Götter zu lästern, oder wir lästern den Gott, den du anbetest.” Da offenbarte Allah: “Lästere die Götter nicht, die sie anbeten, sonst läs-tern sie Allah in ihrer Unwissenheit” (Sure al-An’am 6,108). Muhammad hörte sogleich auf, ihre Götter zu lästern, forderte aber jedermann auf, an Allah zu glauben.4

 

8.6 Wer Brennmaterial in der Hölle sein wird

AI-Nadr ibn al-Harith pflegte stets, sobald Muhammad in einer Versammlung den Qur’an vorlas und die Quraisch aufforderte, an Allah zu glauben, und sie vor dem Schicksal früherer Völker warnte, ihnen von dem starken Rustem und von Isfendiar, den Königen der Perser, zu erzählen. Er ergänzte dann: “Bei Allah, Muhammads Erzählungen sind nicht schöner als die meinigen. Sie sind auch nur aus alten Büchern abgeschrieben wie die mei-nigen.”

Da offenbarte Allah:“5 Sie behaupten, es seien die Schriften der Vorfahren, die er abgeschrieben oder die man ihm morgens und abends diktiert habe. 6 Sprich: Derjenige, der die Geheimnisse des Himmels und der Erde kennt, hat sie geoffenbart. Er war gnädig und barmherzig” (Sure al-Furqan 25,5-6). “7 Wehe dem Lügner und Übeltäter, 8 der Allahs Verse hört, die du vorliest, und sich dann hochmütig abwendet, so, als hätte er nichts gehört; verkündige ihm schwere Pein!” (Sure al-Djathiya 45,7-8) “151 In ihrem Lügen sagen sie, 152 Gott habe einen Sohn geboren.5 Sie sind Lügner!" (Sure al-Saffat 37,151 u. 152)

Muhammad saß eines Tages mit Walid ibn al-Mughira und ande-ren Quraisch im Bereich der Ka'ba. Da kam al-Nadr ibn al-Harith und setzte sich zu ihnen. Muhammad sprach eine Weile, und al-Nadr widersprach ihm. Endlich brachte ihn Muhammad zum Schweigen und las folgenden Qur’anvers: “98 Ihr und alles, was ihr außer Allah anbetet, wird Brennmaterial in der Hölle werden, in die ihr hinabfahrt. 99 Wären es Götter, so würden sie nicht in die Hölle fahren. Alle bleiben ewig darin. 100 Sie stöhnen darin, werden aber nicht gehört”(Sure al-Anbiya' 21,98-100).

Als Muhammad sich bereits erhoben hatte, kam Abd Allah ibn al-Ziba’ri, der Sahmite, und setzte sich zu den andern. Da sagte al-Walid ibn al-Mughira zu ihm: “Kaum hatte sich al-Nadr zu uns gesetzt, da hat Muhammad behauptet, daß wir, und was wir au-ßer Allah anbeten, Brennstoff der Hölle sein werden.” Da ent-gegnete Abd Allah: “Bei Allah, wenn ich ihn treffe, werde ich mit ihm disputieren. Fragt ihn, ob tatsächlich alles, was außer Allah angebetet wird, in die Hölle kommt samt dem, der es angebetet hat. Wir beten ja die Engel an, die Juden Esra6 und die Christen Jesus.” AI-Walid und den andern gefiel die Rede Abd Allahs. Sie waren froh, daß er Beweise gegen Muhammads Behauptung aufgestellt hatte. Als Abd Allahs Worte Muhammad zu Ohren kamen, antwortete er: “Nur diejenigen, die außer Allah angebetet sein wollen, werden mit denen, die sie angebetet haben, verbrannt.”7 Die Quraisch aber beten Satane (Tawagit) und Götzen an, die von ihnen angebetet sein wollen.” Damals offenbarte ihm Allah: “101 Diejenigen, denen wir früher Gutes erwiesen haben, bleiben fern von der Hölle 102 und hören nicht ihr Getöse. Sie bleiben ewig in dem, was sie gewünscht haben”(Sure al-Anbiya' 21,101-102), zum Beispiel Jesus, Esra, die Rabbiner und Priester, die im Gehorsam gegen Allah dahingeschieden sind.

Was ihre Behauptung anbetrifft, daß sie Engel anbeten, die Töchter Allahs seien, heißt es: “26 Sie sagen, der Barmherzige habe Kinder. Gepriesen sei er! Sie sind nur Sklaven, denen er seine Gnade geschenkt hat. 27 Sie greifen ihm mit keinem Worte vor und handeln nur nach seinem Befehl”(Sure al-Anbiya' 21,26-27).

In bezug auf Jesus erfolgte die Antwort: “59 Er ist nur ein Sklave, gegen den wir gütig waren und den wir den Söhnen Israels als Vorbild aufgestellt haben. ... 61 Er ist ein Zeichen für die Stunde. Zweifelt nicht daran! Folgt mir, dies ist der gerade Weg”(Sure al-Zukhruf 43,59+61). Die Wunder, die ich durch ihn vollbringen ließ, wie die Wiederbelebung der Toten und die Heilung der Kranken, ist Beweis genug für die Stunde.8Darum zweifelt nicht!

8.7 Von der Auferweckung der Toten

Ubayy ibn Khalaf und Uqba ibn Abi Muit waren enge Freunde. Eines Tages hörte Ubayy, daß Uqba sich zu Muhammad gesetzt und ihm zugehört habe. Er ging daher zu ihm und sagte: “Ich ha-be gehört, du hast Muhammad aufgesucht und ihm zugehört. Wenn dies wahr ist, so schwöre ich, daß ich dich nicht mehr se-hen will und nicht mehr mit dir sprechen werde, bis du zu ihm gehst und ihm ins Gesicht spuckst.” Uqba – Allah verfluche ihn! – der Feind Allahs, tat dies. Daraufhin offenbarte der erhabene Al-lah: “Eines Tages wird der Ruchlose sich in die Hände beißen und sagen: Hätte ich doch den Weg des Gesandten ge-wählt!” (Sure al-Furqan 25,27).

Ubayy ging einst mit einem alten Knochen zu Muhammad und fragte ihn, ob er wirklich glaube, daß dieser Knochen auferweckt würde. Er zerbröckelte ihn dabei mit der Hand und blies den Staub in den Wind. Muhammad antwortete: “Jawohl, diesen Knochen und dich selbst – wenn du einmal im selben Zustand sein wirst – wird Allah auferwecken und dich in die Hölle bringen.”9

8.8 Disput zwischen Muhammad und den Götzendienern Quraischs

Als Muhammad einst die Ka'ba umkreiste, traten ihm al-Aswad ibn al-Muttalib, Walid ibn al-Mughira, Umaiyya ibn Khalaf und al-'As ibn Wa'il, angesehene Männer der Quraisch, in den Weg und sagten: “Wohlan, Muhammad, wir wollen deinen Gott anbeten. Bete du dafür auch unsere Götter an, so daß wir alle gemeinsam beten. Ist das, was du anbetest, besser, so haben wir unseren Anteil daran. Ist das, was wir anbeten, besser, so erhältst du ebenfalls Anteil daran.” Da offenbarte Allah: “1 Sprich: O ihr Ungläubigen! 2 Ich bete nicht an, was ihr anbetet” (Sure al-Kafirun 109,1.2).

8.9 Der Baum Zaqqum in der Hölle

Als im Qur’an vom Baume Zaqqum die Rede war, um die Ungläubigen zu bedrohen, sagte Abu Djahl: “Wißt ihr Quraisch, was der Zaqqumbaum ist, mit dem euch Muhammad bedroht? Das sind die Datteln Medinas mit Butter. Bei Allah, wenn wir solche Zaqqum bekommen können, wollen wir sie uns schmecken las-sen.” Da offenbarte Allah: “43 Der Baum Zaqqum 44 ist die Speise des Übeltäters, 45 sie kocht im Leib wie geschmolzenes Metall, 46 wie siedendes Wasser” (Sure al-Dukhan 44,43-46).10 Abu Djahls Behauptung ist falsch.

8.10 Von Ibn Umm Maktum, dem Blinden

Als einst Muhammad in einem Gespräch Walid ibn al-Mughira für den Islam zu gewinnen suchte, kam der blinde Ibn Umm Maktum hinzu. Auch er sprach zu Muhammad und bat ihn, aus dem Qur’an vorzulesen. Muhammad aber waren die Fragen des Blin-den lästig, weil er sich lieber mit Walid beschäftigt hätte, dessen Bekehrung er sehnlichst wünschte. Als der Blinde immer mehr hören wollte, wandte sich Muhammad ungehalten von ihm ab und ließ ihn stehen.11

8.11 Von denen, die aus Abessinien zurückgekehrt sind

Die nach Abessinien ausgewanderten Gefährten Muhammads vernahmen einst das Gerücht, die Mekkaner hätten sich zum Islam bekehrt. Sie kehrten daher zurück. Erst als sie in die Nähe von Mekka kamen, hörten sie, daß es ein falsches Gerücht gewesen war. Sie konnten daher nur heimlich nach Mekka hineingehen. Einige blieben in der Stadt bis zur Auswanderung Muhammads nach Medina und kämpften bei Badr und Uhud an seiner Seite. Andere wurden zurückgehalten, so daß ihnen Badr und andere Schlachten entgingen. Wieder andere starben in Mekka. Insgesamt waren es 33 Männer, die aus Abessinien zurückkehrten.12

8.12 Von Uthmans Mut

Salih ibn lbrahim ibn Abd al-Rahman ibn Auf hat mir von einem, dem es Uthman selbst erzählt hat, berichtet: “Uthman ibn Maz’un sah, wie die Gefährten Muhammads litten, während er selbst un-ter dem Schutz Walids ausgehen konnte, wann er wollte. Da sagte er: ,Bei Allah, es tut mir im Herzen weh, daß ich durch den Schutz eines Götzendieners in Sicherheit lebe, während meine Gefährten und Glaubensgenossen wegen ihres Glaubens an Al-lah von allerlei Leiden und Kränkungen heimgesucht werden.’ Er ging deshalb zu Walid und sprach: ‚Dein Schutz hat sich be-währt. Ich aber verzichte in Zukunft darauf.‘ Al-Walid fragte: ,Weshalb, mein Neffe? Hat dich einer von meinem Geschlecht beleidigt?’ Er antwortete: ‚Nein, aber ich begnüge mich mit dem Schutz Allahs und bedarf keines weiteren Schutzes.’ Da erwider-te Walid: ‚So geh mit mir zur Ka'ba und sage dich öffentlich von meinem Schutze los, wie ich ihn dir auch öffentlich gewährt ha-be.’ Hierauf gingen sie zusammen zum Heiligtum, und Walid sagte: ‚Uthman ist gekommen, um auf meinen Schutz zu verzichten.’ Uthman setzte hinzu: ‚Es ist wahr, ich habe ihn als einen treuen und edlen Beschützer gefunden, aber ich will außer Allah keinen Beschützer mehr haben, deshalb entbinde ich ihn von seiner Verpflichtung.’”

Eines Tages rezitierte Labid ibn Rabi'a ibn Malik ibn Dja’far ibn Kilab in einer Gesellschaft von Quraischiten einige Verse. Als er sagte: “Alles außer Allah ist eitel,” fügte Uthman, der auch zuge-gen war, hinzu: “Du hast wahr gesprochen!” Labid fuhr fort: “Alles Angenehme muß einst aufhören!” Uthman erwiderte: “Du lügst, das Angenehme des Paradieses wird nie aufhören!” Da sagte Labid: “O ihr Quraischiten! Bei Allah, niemand aus eurer Gesellschaft ist bisher beleidigt worden. Seit wann darf dies geschehen?” Einer der Leute antwortete: “Nimm’s dir nicht zu Herzen, was dieser Mann sagt. Er ist einer der Toren, die sich von unserem Glauben losgesagt haben.” Uthman seinerseits wollte auch nicht schweigen, bis sie in Streit gerieten und der Mann ihm auf das Auge schlug, so daß es grün und blau wurde. Als Walid, der in der Nähe war, dies sah, bemerkte er: “Bei Allah, mein Neffe, dein Auge hätte verschont bleiben können. Du hast bisher unter meinem sicheren Schutz gelebt.” Uthman erwiderte: “Nein, bei Allah, mein anderes Auge sehnt sich nach dem, was das eine für Allahs Sache getroffen hat. Ich bin unter dem Schutz des-sen, der stärker und mächtiger ist als du, Vater des Abd Schams.” Walid sagte: “Wohlan, mein Neffe, wenn du willst, stelle ich dich wieder unter meinen Schutz.” Uthman wollte davon aber nichts mehr wissen.

8.13 Von Abu Satama und seinem Schutz

Abu Ishaq ibn Yasar hat mir von Salama ibn Umar ibn Abi Sala-ma erzählt: “Als Abu Salama sich unter den Schutz Abu Talibs stellte, gingen Männer von den Banu Makhzum zu Abu Talib und sprachen: ‚Du hast schon deinen Bruderssohn gegen uns in Schutz genommen. Was brauchst du noch einen der unsrigen zu beschützen?‘ Abu Talib antwortete: ‚Er hat sich unter meinen Schutz begeben und ist der Sohn meiner Schwester. Wenn ich meinen Schwestersohn nicht beschütze, so könnte ich auch meinen Bruderssohn nicht beschützen.’ Da erhob sich Abu La-hab und sagte: ,Bei Allah, ihr habt diesem Greis schon viel ange-tan. Ihr fallt stets über ihn her, weil er Leuten aus seinem Ge-schlecht Schutz gewährt. Laßt ihn entweder in Ruhe, oder laßt es uns in allem mit ihm halten, bis er sein Ziel erreicht.’ Sie erwi-derten: ‚Wir wollen nichts mehr tun, was dir mißfällt, Vater 'Ut-bas.’ Er war nämlich ihr Freund und Beistand gegen Muhammad, und dabei blieb es auch.”

8.14 Von Abu Bakr

Wie mir Muhammad ibn Muslim erzählt hat, der es von Aischa gehört hatte, bat Abu Bakr, der Wahrhaftige, Muhammad um die Erlaubnis, auswandern zu dürfen, als er in Mekka vielen Beleidi-gungen ausgesetzt war und die Quraisch sich gegen Muhammad und seine Gefährten verbündet hatten. Muhammad erlaubte es, und er wanderte aus. Als er aber eine oder zwei Tagereisen zu-rückgelegt hatte, begegnete er Ibn al-Dughunna, einem Bruder der Banu al-Harith ibn Abd Manat ibn Kinana, der damals Herr der Ahabisch war. Dieser fragte Abu Bakr, wo er hin wolle. Er antwortete: “Mein Volk hat mich vertrieben, indem es mich belei-digt und bedrängt.” – “Und weshalb?” fragte Ibn al-Dughunna, “bist du doch die Zierde deines Geschlechts, ein Helfer bei Un-glücksfällen. Du bist wohltätig und bringst Verlorenes zurück. Kehre um, ich beschütze dich!” Abu Bakr kehrte mit ihm nach Mekka zurück, und Ibn al-Dughunna erklärte den Quraischiten, daß er Abu Bakr beschütze und ihm niemand etwas zuleide tun dürfe. Daraufhin ließen sie von ihm ab.

“Abu Bakr,” so erzählte Aischa weiter, “hatte einen Betplatz vor der Tür seiner Wohnung, unter den Banu Diumah. Er war ein ge-fühlvoller Mann, der durch seine Qur’anrezitationen andere zu Tränen rührte. Junge Leute, Sklaven und Frauen blieben stehen und bewunderten ihn. Deswegen begaben sich einige Quraischi-ten zu Ibn al-Dughunna und beklagten sich: ‚Du beschützt doch diesen Mann nicht, damit er uns kränken kann? Wenn er betet und den Qur’an zitiert, wird er gerührt. Außerdem ist er ein Mann von einnehmendem Äußeren. Wir fürchten daher, er möchte un-sere Frauen, Kinder und Schwachköpfe verführen. Geh zu ihm und befiehl ihm, sich in sein Haus zurückzuziehen. Da mag er tun, was er will.‘“

Ibn al-Dughunna ging zu Abu Bakr und sprach: “Ich habe dir nicht meinen Schutz gewährt, damit du deine Leute kränkst. Sie fühlen sich belästigt, weil du vor deinem Haus betest. Darum zieh’ dich in dein Haus zurück und tu darin, was du willst!” Abu Bakr erwiderte: “Oder ich entsage deinem Schutz und begnüge mich mit dem Schutze Allahs.” – “Nun,” erwiderte Ibn al-Dughunna, “so bestätige mir dies.” Darauf sagte Abu Bakr: “Ich entbinde dich von deiner Schutzverpflichtung.” Ibn al-Dughunna zeigte dies den Quraischiten an und überließ es ihnen, was sie gegen Abu Bakr unternehmen wollten.

 

8.15 Wie die Ächtung der Banu Haschim und Muttalib aufgehoben wurde (ca. 619 n.Chr.)

Die Banu Haschim und Muttalib hatten sich in die Schlucht zu-rückgezogen, nachdem die Quraisch sie geächtet hatten. Doch taten sich einige Quraischiten zusammen, um die Ächtung wie-der aufzuheben. Der Eifrigste war Hischam ibn Amr ibn Rabi'a, denn er war mütterlicherseits ein Bruderssohn des Nadhla ibn Haschim und fühlte sich daher zu den Banu Haschim hingezo-gen. Auch genoß er großes Ansehen unter seinen Leuten. Wie ich gehört habe, kam er eines Nachts an den Eingang der Schlucht, in der die Banu Haschim und Muttalib lebten. Er hatte ein mit Lebensmitteln beladenes Kamel bei sich, nahm ihm den Zaum ab, versetzte ihm einen Hieb und trieb es in die Schlucht. Ein andermal belud er das Kamel mit Stoffen und tat dasselbe. Hischam begab sich zu Zuhair ibn Abi Umaiyya, dessen Mutter Atika, eine Tochter Abd, al-Muttalibs war und sagte: “Gefällt es dir, daß du dich nach Herzenslust nährst und kleidest und Ehen schließt, während deine Onkel mütterlicherseits, wie du wohl weißt, nichts kaufen und verkaufen können und keine Ehen schließen dürfen? Bei Allah, wären sie die Onkel des Abi al-Hakam ibn Hischam und du hättest von ihm verlangt, was er dir zugemutet hat, er würde dir nie nachgegeben’ haben.” Zuhair erwiderte: Wehe dir, Hischam, was kann ich als einzelner tun? Fände ich einen zweiten, so würde ich die Ächtung rückgängig zu machen suchen.” Hischam erwiderte: “Du hast in mir einen zweiten Mann gefunden!” Da sagte Zuhair: “Suche uns noch ei-nen dritten!” Hischam begab sich zu Mut’im ibn Adi und sprach: “Ist es dir recht, daß zwei Zweige der Söhne Abd Manafs vor deinen Augen zugrunde gehen? Bist du mit den Quraischiten darin einer Meinung? Bei Allah, wenn ihr ihnen dieses einräumt; so wirst du bald erfahren müssen, was sie gegen euch selbst vermögen.” Mut’im erwiderte: “Was soll ich tun? Ich bin nur ein Mann.” Da entgegnete Hischam: “Ich habe einen zweiten gefun-den.” “Wen?” – “Mich selbst.” – “So suche noch einen dritten!” – “Das ist bereits geschehen!” – “Wer ist es?” – “Zuhair ibn Abi Umaiyya.” – “So suche noch einen vierten!” Hischam begab sich zu Abu al-Bakhtari und sagte zu ihm dasselbe wie zu Mut’im. Je-ner fragte: “Wird mich noch jemand in dieser Sache unterstüt-zen?” Hischam nannte ihm Zuhair, Mut’im und sich selbst. Da sagte jener: “Suche noch einen fünften!” Da ging Hischam zu Zama ibn al-Aswad und sprach mit ihm über die Verwandten und die Rechte der Geächteten. Zama fragte: “Wer ist noch einver-standen mit dem, was du mir vorschlägst?” Hischam nannte ihm die übrigen, und sie verabredeten eine nächtliche Zusammen-kunft auf dem vorspringenden Teil von Hadjun, einer Anhöhe bei Mekka. Dort verpflichteten sie sich gegenseitig, alles aufzubie-ten, um die Ächtung rückgängig zu machen. Zuhair erbot sich, den Antrag zu stellen.

Am folgenden Morgen, als die Quraisch sich wie gewöhnlich ver-sammelten, erschien Zuhair in einem weiten Gewand und um-kreiste die Ka'ba siebenmal. Dann wandte er sich an die Ver-sammelten: “Ihr Bewohner Mekkas, ist es recht, wenn wir uns gut nähren und kleiden, während die Banu Haschim zugrunde gehen und wir jeden Umgang mit ihnen meiden? Bei Allah, ich werde nicht ruhen, bis diese ungerechte Vereinbarung, die unse-ren Stamm spaltet, zerrissen wird.”

Abu Djahl, der auf der einen Seite des Heiligtums saß, erwiderte: “Du lügst, die Ächtung wird nicht aufgehoben.” Da sagte Zama ibn al-Aswad: “Du bist, bei Allah, ein größerer Lügner. Wir waren nicht damit einverstanden, als diese Abmachung aufgeschrieben wurde.” Abu al-Bakhtari entgegnete: “Zama hat recht, wir sind nicht damit einverstanden und bestätigen die Ächtung nicht.” Al-Mut’im fügte hinzu: “Ihr beiden habt die Wahrheit gesprochen. Wer etwas anderes sagt, hat gelogen. Wir sagen uns vor Allah von der Ächtung los und von dem, was in dem Schriftstück fest-gelegt ist.”

Als Hischam das bekräftigte, rief Abu Djahl: “Die Sache ist in der Nacht, in welcher an einem anderen Ort Rat gehalten wurde, ab-gemacht worden.” Daraufhin erhob sich al-Mut’im, um das Blatt zu zerreißen, doch der Wurm hatte es bereits zernagt. Nur noch die Worte “In deinem Namen, Allah” waren lesbar. Schreiber des Blattes war Mansur ibn 'lkrima, dessen Hand, wie behauptet wird, später verdorrt ist.

8.16 Wie Muhammad Rukana bekehrte

Abu Ishaq ibn Yasar hat mir erzählt: Rukana ibn Abd Jazid, der stärkste Mann unter den Quraischiten, befand sich eines Tages allein mit Muhammad in einer Schlucht bei Mekka. Muhammad sprach: “Fürchtest du Allah nicht, Rukana, und folgst meinem Rufe nicht?” Er antwortete: “Wüßte ich, daß du die Wahrheit sagst, so würde ich dir folgen.” Muhammad entgegnete: Wirst du, wenn ich dich zu Boden werfe, glauben, daß ich die Wahrheit sage?” –”Ja.” – “So steh auf und laß uns miteinander ringen!” Rukana erhob sich, um mit Muhammad zu ringen. Muhammad versetzte ihm einen Schlag, so daß er ohnmächtig zu Boden fiel. Rukana wollte aber den Kampf wieder aufnehmen, doch Mu-hammad warf ihn abermals zu Boden. Da sagte Rukana: “Bei Al-lah, das ist wunderbar, wie kannst du mich zu Boden werfen?” Muhammad erwiderte: “Wenn du Allah fürchtest und meinen Glauben annimmst, werde ich dir noch ein größeres Wunder zei-gen.” –”Welches?” – “Ich werde den Baum, den du dort siehst, herbeirufen, und er wird zu mir kommen.” Auf Verlangen Ruka-nas rief Muhammad den Baum, und er kam und blieb vor ihm stehen, bis er ihn wieder an seine Stelle zurückgehen hieß, was er dann auch tat. Rukana kehrte zu seinen Leuten zurück und sagte: “O ihr Söhne Abd Manafs, ihr könnt mit eurem Freund alle Bewohner der Erde verzaubern, denn, bei Allah, ich habe nie ei-nen größeren Zauberer gesehen.” Er erzählte ihnen dann, was Muhammad getan und was er selbst gesehen hatte.13

8.17 Ankunft einer Abordnung von Christen aus Abessinien

Zu Muhammad kamen, als er noch in Mekka war, etwa zwanzig Christen, nachdem sie in Äthiopien Berichte von ihm gehört hat-ten. Sie fanden ihn in der Anbetungsstätte, setzten sich zu ihm, sprachen ihn an und stellten ihm Fragen, während die Männer von Quraisch an ihren Treffpunkten bei der Ka'ba standen. Nachdem sie den Gesandten Allahs nach allem gefragt hatten, was sie von ihm wissen wollten, rief er sie zur Unterwerfung un-ter Allah und rezitierte vor ihnen einige Qur’antexte. Als sie den Qur’an hörten, wurden ihre Augen von Tränen feucht. Sie nah-men sogleich Allah an, glaubten an ihn, vertrauten seiner Wirk-lichkeit und erfuhren, was von ihm in ihrem Buch geschrieben stand. Sie hatten Muhammad kaum verlassen, da trat ihnen Abu Djahl ibn Hischam mit einigen Männern von Quraisch in den Weg und sagte zu ihnen: “Gott vereitle eure Abordnung! Die Leu-te eurer Religion, zu denen ihr gehört, haben euch geschickt, damit ihr ihnen Nachrichten von diesem Mann (Muhammad) bringt. Ihr aber habt euch zu ihm gesetzt und sogleich eure Reli-gion verlassen, ohne euch mit ihm richtig vertraut gemacht zu haben. Eine dümmere Abordnung hatten wir noch nie gesehen!”

Andere sagten: “Die Abordnung kam aus dem Wadi Nadjran (im Nordjemen). Gott weiß, um wen es sich in Wirklichkeit handelte!” Über diese Abordnung wurden folgende Verse herabgesandt: “52 Diejenigen, denen wir die Schrift früher schon gegeben haben, sie glauben daran; 53 und wenn sie ihnen vorgetra-gen wird, dann sprechen sie: Wir glauben daran. Wahrlich, das ist die Wahrheit von unserem Herrn. Wirklich, wir waren schon früher Moslems14 (an Gott Ausgelieferte)” (Sure al-Qasas 28,52-53).

8.18 “Sollte Allah gerade diese begnadet haben ...?”

Einst saß Muhammad bei der Ka'ba, umgeben von den Gering-geachteten unter seinen Genossen, u. a. Khabbab, Ammar, Abu Fukaiha Yasar, ein Freigelassener des Safwan ibn Umaiyya ibn Muharrith und Suhaib. Da sprachen die Quraischiten spöttisch untereinander: “Das sind also seine Gefährten, wie ihr seht. Soll-te Allah gerade diese aus unserer Mitte durch Leitung und Er-kenntnis der Wahrheit begnadet haben? Wäre tatsächlich etwas Gutes an Muhammads Offenbarung, so wären uns diese Leute nicht zuvorgekommen. Allah hätte sie nicht vor uns ausgezeich-net.”

Da offenbarte Allah: “Verstoße nicht diejenigen, die ihren Herrn morgens und abends anbeten, die sein Wohlgefallen suchen. ... Du gehörst zu den Übeltätern, wenn du sie zurückweist” (Sure al-An'am 6,52).

8.19 Muhammad und der Christ Djabr

Wie mir berichtet wurde, saß Muhammad oft bei Marwa (in der Nähe von Mekka) vor der Bude eines jungen Christen, der Djabr 15hieß und Sklave der Banu al-Hadrami war. Es hieß daher, Djabr habe Muhammad vieles von dem gelehrt, was dieser später offenbart habe. Da erschien der Qur’anvers: “Wir wissen, daß sie sagen, ein Mensch lehre ihn, aber die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist fremd, während dies klares Arabisch ist” (Sure al-Nahl 16,103).

8.20 Wie die Sure al-Kawthar geoffenbart worden ist

Wie mir berichtet worden ist, sagte al-'As ibn Wa'il der Sahmite, wenn von Muhammad die Rede war: “Laßt ihn! Er hat keine Nachkommen! In ein paar Jahren wird sein Andenken erlöschen, und ihr habt Ruhe vor ihm.” Darauf offenbarte Allah: “Wir haben dir al-Kawthar16 gegeben” (Sure al-Kawthar 108,1), welcher besser ist als diese Erde samt allem, was darauf ist.


Footnotes

1 Umar, der spätere zweite Kalif, war ein belesener Mann und glich in seiner Dynamik dem Apostel Paulus. Umar trug den Islam nach dem Tod Muhammads mit seinen Armeen tief nach Nordafrika und Mittelasien hinein. Er hat Jerusalem erobert und die Zentren der Christenheit dem Islam unterworfen. Er war der Völkermissionar der Moslems, siegte jedoch nicht mit dem Wort, sondern mit dem Schwert!

2 Einige Suren fangen mit Buchstaben an, deren Bedeutung selbst dem Moslem unbekannt ist.

3  Die Fluch- und Rachesure Muhammads über seinen Onkel Lahab und dessen Frau ist ein Beispiel für den Geist des Islam, der Feinde nicht segnet, sondern verflucht, der Widersacher nicht liebt, sondern haßt (Su-re al-Masad 111, 1-5).

Jesus hat das Gegenteil gelehrt: “Liebet eure Feinde, segnet die euch fluchen, tut wohl denen, die euch beleidigen und verfolgen, auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel” (Matthäus 5,44; Lukas 23,34).

 

4 Hier begegnen wir der diplomatischen Klugheit Muhammads: Er verschwieg die negative Seite der Wahrheit, um dafür in der Lage zu sein, die positive Seite seiner Botschaft ungehindert ausbreiten zu können.

5  Der theologische Kampf der Moslems mit den Christen spitzte sich im Zuge von Muhammads wachsender Ablehnung der Vielgötterei immer mehr zu. Muhammad bezeichnete die Christen als Lügner, weil sie an den Sohn Gottes glaubten. Später verfluchte er sie in seinem Zorn (Su-ren Al 'Imran 3,61; al-Tawba 9,29-30).

6 Die Juden haben zeitweise Esra so hoch verehrt, daß Außenstehende dies als Anbetung mißverstanden.

7 Die Anbetung Christi (Offenbarung 5,12) stellt für Moslems einen Greuel dar. Die angedrohte Höllenstrafe im ewigen Feuer umfaßt nach islamischen Denken auch alle Christen, die Jesus anbeten.

8 Christus und seine Wunder gelten im Islam als Zeichen für das kom-mende Gericht Allahs!

9 Siehe Sure Ya-sin 36,78.

10 Vergleiche auch Suren al-Saffat 37,62 und al-Waqi'a 56,52.

11  Jesus dagegen ließ die Massen stehen, wandte sich dem Blinden zu und öffnete ihm die Augen durch sein allmächtiges Wort (Markus 10,46-52). Muhammad hatte keine heilende Kraft. Er suchte die Starken für sich und den Islam zu gewinnen, aber nicht die Schwachen und Kran-ken. Er ließ den Blinden stehen, um mit den Einflußreichen zu reden. Jesus jedoch kam mit Willen zu den Armen, Elenden, Kranken, Schwa-chen und Sündern, um ihnen zu helfen (Matthäus 11, 25-30).

In Sure 'Abasa 80,1-11 lesen wir, daß Allah Muhammad wegen seinem Verhalten dem Blinden gegenüber tadelte!

12 Ibn Hischam verschweigt, daß Muhammad während des wachsenden Boykotts der Mekkaner eine schwache Minute hatte und neben Allah al-Lat, Uzza und Manat als weibliche Gottheiten anerkannte, ja ihre Exis-tenz durch eine göttliche Offenbarung legitimierte (Suren al-Najm 53,19-21 und al-Hajj 22,52-53). Später hat Muhammad diese Verse als Einflüs-terung Satans abgelehnt. Die satanische Verse aber blieben ein Be-standteil des Qur’ans bis heute.

Als die Asylanten in Abessinien hörten, daß Muhammad eine begrenzte Vielgötterei zuließ, brachen sie ihren Aufenthalt im fremden Land ab und wollten wieder nach Mekka zurückkehren. Als sie jedoch zu Hause an-kamen, hatte Muhammad den Kompromiß mit seinen Feinden als fal-sche, Offenbarung widerrufen. Er habe die Einflüsterung Satans nicht von der Stimme des wahren Gottes unterscheiden können. Diese Aus-sage Muhammads legt die Frage nahe, ob nicht noch weitere Verse im Qur’an satanischen Ursprungs sind.

13 Sollte diese Geschichte wahr sein, so stellt sich die Frage, ob Mu-hammad nicht doch ein Zauberer war und über dämonische Kräfte verfügte.

14 Die missionarische Aktivität der islamischen Asylanten in Abessinien hatte Nachwirkungen. Einige Christen wollten den Islam prüfen und be-suchten Muhammad, um ihn kennenzulernen. Es gibt immer gutmütige und oberflächliche Christen, die religiöse Halbwahrheiten und eindrückli-che Frömmigkeitsformen als Grundlage eines rechten Glaubens anse-hen. Das Evangelium aber lehrt uns, daß selbst die tiefste Religiosität keinen Menschen rettet. Allein das Blut des gekreuzigten Gottessohnes schafft jene Gerechtigkeit, die vor Gott gilt (vgl. Römer 1,17). Alle ande-ren Religionen eröffnen keinen Weg zu Gott. Sie bleiben im Irrtum der Selbsterlösung und in ihrer Gesetzlichkeit gefangen.

15 Der Sklave Djabr ist einer der namentlich bekannten Christen, bei de-nen Muhammad stundenlang in einer Gemischtwarenhandlung saß, um Belehrung von ihm über das Evangelium zu erfragen. Die Muhammad feindlich gesinnten Mekkaner spotteten und nannten Djabr den “Heiligen Geist” Muhammads, der ihn inspiriere und von dem er Teile seiner Of-fenbarungen empfange.

16 Al-Kawthar heißt “das Große, Erhabene und Zahlreiche”. Al-Kawthar ist auch der Name eines Paradiesflusses der mehrere Nebenflüsse haben soll. Sein Wasser schmecke süß wie Honig und sein Flußbett sei mit Edelsteinen ausgelegt.